Rum, Zucker und Handel: Wie Flensburgs Hafen im 18. Jahrhundert zur Drehscheibe des Kolonialhandels wurde – und warum die Spuren dieser Geschichte bis heute durch die Altstadt führen.
Flensburg. Am Ufer der Flensburger Förde erinnern nicht nur imposante Kontorhäuser und alte Kaufmannshöfe an eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs – sie erzählen die Geschichte einer Stadt, deren Entwicklung untrennbar mit der Seefahrt, dem Hafen und dem Überseehandel verbunden ist.
Im 18. und 19. Jahrhundert zählte Flensburg zu den wichtigsten Handelsplätzen im dänischen Gesamtstaat. Besonders der Rum- und Zuckerhandel mit den Karibikinseln, vor allem der Insel St. Croix, prägte die Stadt entscheidend. Flensburger Schiffe brachten von dort nicht nur Baumwolle, Tabak und Edelhölzer, sondern vor allem Rohrzucker und Roh-Rum, die in der Stadt weiterverarbeitet wurden.
Mehr als 200 Firmen waren zeitweise in der Rumverarbeitung tätig – Flensburg wurde zur „Rum-Stadt“. Neben Kopenhagen und Altona war die Stadt ein zentraler Standort der Zuckerproduktion im damaligen Dänemark.
Kolonialer Reichtum – mit dunkler Vergangenheit
Die wirtschaftliche Blüte basierte allerdings auch auf einem düsteren Kapitel: Der Rum- und Zuckerhandel war eng mit der Ausbeutung versklavter Afrikaner auf den Plantagen der Karibik verbunden. Diese historische Wahrheit ist heute Teil der öffentlichen Aufarbeitung – auch in Flensburg.
Rum & Zucker Meile – Geschichte erleben
Wer die Vergangenheit der Stadt entdecken möchte, kann sich auf die Flensburger Rum & Zucker Meile begeben: Eine Themenroute durch die Altstadt mit 20 Stationen. Tafeln und ein kostenloses Faltblatt erzählen von den Orten und Menschen, die Flensburgs Geschichte geprägt haben – vom Zuckerhof bis zum Rumhaus Johannsen, von prächtigen Kaufmannshöfen bis hin zum Westindienspeicher.
Ein Highlight ist das Schiffahrtsmuseum Flensburg, das im historischen Zollpackhaus untergebracht ist. Hier erfahren Besucher mehr über den Überseehandel, die Schifffahrt und die Entwicklung der Rumwirtschaft.
Mit der Rum- und Zuckermeile bietet Flensburg eine historische Spurensuche, die eindrücklich zeigt, wie eng Wohlstand, Handel und Kolonialgeschichte miteinander verknüpft sind – und wie diese Geschichte bis heute das Stadtbild prägt.