Nach über einem Jahrhundert politischer Kontroversen kehrte der Idstedt-Löwe 2011 nach Flensburg zurück. Einst umstrittenes Siegesdenkmal, steht er heute für deutsch-dänische Freundschaft – oder doch nicht?
Flensburger Löwe – Ein Denkmal mit bewegter Geschichte und neuer Bedeutung
Flensburg – Der sogenannte Idstedt-Löwe, ein spätklassizistisches Bronzedenkmal des dänischen Bildhauers Herman Wilhelm Bissen, ist seit seiner Rückkehr im Jahr 2011 wieder am Alten Friedhof in Flensburg zu sehen. Einst als Symbol dänischer Kriegserfolge errichtet, wird der Löwe heute vielfach als Zeichen der deutsch-dänischen Verständigung verstanden – doch diese Deutung ist keineswegs unumstritten.
Historischer Ursprung: Ein Siegesmal der dänischen Krone
Die fast 7,20 Meter hohe Skulptur wurde 1862 enthüllt – zur Erinnerung an die Schlacht von Idstedt im Jahr 1850, in der dänische Truppen die aufständischen Schleswig-Holsteiner besiegten. Die Aufstellung auf Gräbern gefallener deutscher Soldaten erzeugte bereits früh politische Spannungen. Der Löwe, mit erhobenem Haupt, sollte Dänemarks Stärke und Überlegenheit darstellen. Diese Symbolik war Teil eines nationalliberalen Projekts zur Einverleibung Schleswigs in den dänischen Nationalstaat.
Vom politischen Sprengstoff zum Museumsobjekt
Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wurde das Denkmal zunächst nach Berlin verbracht, später nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kopenhagen überstellt – auf Initiative des damaligen US-Oberkommandierenden Dwight D. Eisenhower. Erst 2011 kehrte das Original nach Flensburg zurück – nicht zuletzt infolge einer sich über Jahrzehnte entwickelnden Normalisierung der deutsch-dänischen Beziehungen.
2011: Rückkehr als Geste – nicht als Neudeutung
Die Aufstellung des Idstedt-Löwen in Flensburg erfolgte im Rahmen eines Festakts mit prominenten Vertretern beider Nationen. Eine neu geschaffene Bronzetafel trägt heute die Inschrift:
„Isted den 25. Juli 1850, Rejst 1862, 2011 wieder errichtet als Zeichen von Freundschaft und Vertrauen zwischen Dänen und Deutschen.“
Doch gerade diese Umdeutung vom Siegesmal zum Friedenssymbol bleibt umstritten. Kritiker betonen, dass es nicht das Denkmal selbst sei, das Freundschaft stifte – sondern der Akt seiner Rückführung. Die Erinnerungskulturen auf beiden Seiten der Grenze bleiben unterschiedlich.
Symbol für die dänische Minderheit – aber auch für Flensburg?
Während der Löwe in Dänemark als nationale Ikone gilt, wird er in Flensburg vorrangig von der dänischen Minderheit gepflegt und zelebriert. Gemeinsame Gedenkfeiern, etwa am Idstedt-Tag, sind bislang selten. Historiker mahnen eine stärkere Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen an – und eine kritischere Auseinandersetzung mit dem ursprünglichen Zweck des Denkmals.
Fazit: Denkmal mit Schatten und Chancen
Der Flensburger Löwe ist ein Denkmal mit Widersprüchen: Er vereint nationale Identität, Kriegserinnerung und Versöhnungswillen. Seine Geschichte zeigt, wie umkämpft Erinnerung sein kann – und wie wichtig es ist, Symbole im Wandel der Zeit historisch fundiert und gesellschaftlich verantwortungsvoll zu deuten.
#Flensburg #IdstedtLöwe #Denkmal #Geschichte #Deutschland #Dänemark #Friedenssymbol #Grenzregion #Versöhnung #Sehenswürdigkeit #Kulturgeschichte #FlensburgerLöwe